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Alt 12.08.2022, 23:33   #6
bluedog
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Bremsfading kenne ich von jedem bisher gefahrenen Auto, wenn man die Bremse zu hart rannimmt. Das nennt der Fachmann "Thermische Erschöpfung der Bremse" und ist bei entsprechender Belastung nicht zu vermeiden.


Eine Reibungsbremse bremst, indem sie Bewegungsenergie in Wärme verwandelt. Heisst dann nichts anderes, als dass die Dauerleistung der Bremse nicht höher sein kann, als das, was diese Bremse an Hitze abstrahlen kann.


Der Tipp, bergab einen niedrigen Gang zu verwenden, ist goldrichtig. Je nach Gefälle ist das der 2. oder dritte Gang, und dann lässt man rollen, solange es geht, und bremst nur in kurzen Intervallen, meist vor Kurven oder auch mal, damit man ein Geschwindigkeitslimit nicht überschreitet. Erfahrene Bergabfahrer bremsen dann bis etwas unters Limit, damit sich danach die (gelöste) Bremse wieder erholen kann. Erholen meint dann die thermische Erholung und ist weiter nichts als ein Abkühlvorgang. Je kälter die Bremse ist, umso mehr Bewegungsenergie kann sie in kurzer Zeit verheizen.


Solange die Bremse nach dem Abkühlen wieder normal funktioniert, musst Du nichts unternehmen. Kommt die Bremswirkung nicht mehr vollständig wieder, sind entweder die Bremsbeläge verschlissen oder verglast.


Blaue Verfärbungen an der Bremsscheibe sagen erstmal nur, dass die mal geglüht haben. Solange sie nicht gerissen oder verzogen sind, musst Du die nicht tauschen. Reissen oder verziehen tun die sich gern, wenn sie nass werden, solange sie sehr heiss sind.



Sollte es wirklich so sein, dass das Bremspedal -teilweise oder erstmal ganz - ins leere geht, ehe Du Bremswirkung hast, so muss die Bremse mindestens gründlich entlüftet werden, und wenn die Bremsflüssigkeit schon älter ist, gehört die komplett ausgetauscht. Normalerweise wird Bremsflüssigkeit auch dunkler, wenn sie mehr Wasser enthält. Kommt beim Entlüften aus den einzelnen Radbremsen nur sehr hellgelbe, fast durchsichtige Flüssigkeit, dann ist die in Ordnung. Kommt was Ölbraunes, dunkles, wo du kaum noch durchsehen kannst, dann muss das raus und neue Bremsflüssigkeit rein.


Von Umbauten halte ich nichts, solange Du keine Rennen fährst. Alltagsbetrieb, auch an steilen Bergpässen, kann man sogar mit Vollscheiben machen, solange man halt weiss, was man tut. Das heisst, möglichst nicht dauerbremsen, sondern in Intervallen mit Bremspausen zum Abkühlen. Etwas Fading kann dabei auftreten und ist dann einfach eine Erinnerung daran, vernünftig zu fahren. Im zweifel halt einfach etwas langsamer, auch Bergab. Das entlastet die Bremsen und verhindert deren themische Erschöpfung, oder verzögert sie solange, bis das Gefälle zu Ende ist.


Bei der Bahn nennt man dieses Intervallbremsen "Sägezahnmethode", weil das v/t-Diagramm dann wie die Zahnung einer Säge aussieht, und das funktioniert da an Bergstrecken seit gut 140 Jahren jeden Tag, mit bis zu 1800t Zugsgewicht. In USA und Australien sogar noch ein Mehrfaches davon.
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik: Ausrangiert, leider!

Citroen C1 Automatik BJ 2011:

Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.

Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.
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