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Alt 03.07.2006, 15:36   #110
halley
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Beiträge: 131
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Zitat:
Zitat von GasiGert
So,

liebe Leute aus dem Forum und auch die Copeninteressenten, die es durch diesen ellenlangen Thread bis hierher geschafft haben:
Das vergangene Wochenende wurde dazu benutzt, um eine Tankfüllung Benzin in Wärme und Beschleunigung zu konvertieren.
Deshalb ein erstes Fazit an dieser Stelle.

Fahren mit dem Copen macht wirklich Spaß.

Das sagt jemand, der früher viel Motorrad gefahren ist, aber auch schon ein paar Jahre ein Cabrio hatte.

Das Fahrwerk
Das Fahrwerk läßt den Wagen gut liegen und man kann, auch ohne sich den Zorn des Gesetzgebers zuzuziehen, mit dem Autochen wieselflink um die Ecken zirkeln.
Die Lenkung ist direkt, aber nicht nervös.
Man kann auch auf ganz engen kurvigen Landstraßen das Fahrzeug steuern, ohne am Lenkrad nachzugreifen

ABER: Das Fahrverhalten wird durch ein bretthartes Fahrwerk erkauft. Federungskomfort gleich null.
Ich bin mir ziemlich sicher, das das dem Chassis des Fahrzeugs auf die Dauer schadet und in einigen Jahren zu erheblichen Knarz und Klappergeräuschen führt.
Dazu ist es in Gegenden mit schlechten Straßen unzumutbar, mit dem Auto die täglichen Fahrten zum Einkaufen oder zur Arbeit zu machen.
Meine Frau, die sich den Wagen am meisten gewünscht hat, hat schon angedeutet, das sie lieber mit einem anderen Fahrzeug den regelmässigen Weg von Remscheid nach Wuppertal zurücklegen möchte.

Der Motor
Der Motor ist ein Sahnestückchen.
Leise, aber mit schönem Klang und auch laufruhig setzt er spontan jeden Tip aufs Gaspedal um.
Eine gute Ergänzung zum Fahrwerk und zur Lenkung.
Hat zusammen was vom Motorradfahren.
Es gibt keine Drehmomentlöcher, allerdings auch keinen "Wind", wenn man den Motor höher dreht.
Man merkt der Maschine die Herkunft aus einem der am meisten verkauften Wagen der Welt, dem Toyota Corolla, an.
Ich persönlich hätte mir eine etwas spitzere Leistungscharakteristik gewünscht.
Und vielleicht auch 20 PS mehr zum Beschleunigen. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Drum und Dran
Was mich etwas speziell bei unserer Ausstattung stört, ist die Empfindlichkeit der schwarzen Stoffverkleidungen.
Da sieht man jeden Abdruck von Ellenbogen oder Händen.
Durch die Rauhigkeit auch schwer sauber zu halten.

Eine Katastrophe ist die Sicht.
Bei meinen eher durchschnittlichen 1,78m sind bei geschlossenem Dach artistische Übungen an der Ampel nötig, wenn man bei "Grün" nicht von den Hintermännern weggehupt werden will.
Auch die Sicht nach rechts auf Fußgänger, die noch die Straße überqueren wollen, in die man einbiegen möchte, wird wahlweise und je nach Blickwinkel von der A-Säule, der Sonnenblende, oder dem Innenspiegel verdeckt.

Bei offenem Dach gehts ganz gut; man schaut halt drüber.
Da nerven aber bei Sonne heftige Reflexionen des Armaturenbrettes in der Windschutzscheibe.
Ein Tribut an die relativ flachen Frontscheiben heutiger Cabrios.
Kein schönes Gefühl, aus dem prallen Sonnenschein im Blindflug in einen Wald einzutauchen, aus dem akustisch sehr vernehmlich gleich eine wildgewordene und alles überholende Horde Motorradfahrer stürmen wird.
Wenn also einer vorhat, das Armaturenbrett oberhalb der Instrumente mit einer anderen Farbe als mattschwarz polstern zu lassen: VERGESST ES!

Über den mangelnden Stauraum wurde ja schon berichtet, spielte aber an diesem Wochenende keine Rolle, da wir nur so herumgefahren sind. Sonnenbrillen und den Fotoapparat bekommt man aber leicht greifbar untergebracht.

Bei den Temperaturen auch schön:
Wer sich traut, im Copen splitternackt zu fahren, kann das tun; vorausgesetzt, er hat einen Schal an.
Im Nacken ziehts gar fürchterlich. Sonst aber kaum.
Man kann auch die Scheiben hochfahren. Dann bekommt allerdings der Schal eine Erektion und baumelt vor den Augen. Lieber ohne Seitenscheiben.

Die Windgeräusche sind so niedrig, das man sich im Landstraßenreisetempo (70...100 Km/H) locker unterhalten kann.
Bei geschlossenem Dach gehts, dem leisen Motor sei Dank, noch eine Spur gepflegter zu.
Was für ein Unterschied zu meinem damaligen Triumph Spitfire!

Zum Benzinverbrauch kann ich noch nicht viel sagen.
Auch Höchstgeschwindigkeitstests sparen wir uns für später auf.
Wer es mag, kann sich auch an dem hohen Aufmerksamkeitsfaktor erfreuen, der jeden enthaupteten Porscheboliden gnadenlos ins Abseits drängt.
Wird sich aber bei zunehmenden Zulassungszahlen wohl ändern.



Ja.....und?

Gute Frage.
Wer ein Auto für den täglichen Gebrauch sucht und schon mal eins hatte, wird auf Dauer vom Fahrwerk, dem nicht vorhandenem Stauraum und der eingeschränkten Sicht ziemlich übellaunig werden.
Dann sollte man wirklich was anderes ins Auge fassen.
Da gibts mehr Platz und Komfort für weniger Geld.

Wer aber in diesen heißen Tagen beim Motorradfahren auf die Helmpflicht und bei Regen über das deutsche Wetter flucht, ist mit dem Copen super bedient.
Der Kleine ist wie ein Luxusweibchen, mit dem man nichts anderes anstellen kann, als Spaß haben.

Jemand, den man lieben, aber nicht heiraten würde.

Bei uns hat er trotzdem seinen Platz zwischen zwei großen Brüdern gefunden.



GasiGert


Klasse Bericht - Vielen Dank.

Ein Tipp aus meiner bisherigen Roadsterpraxis:
Das Verrenken vor den Ampel kann man mit der Zeit vermeiden, wenn man(n) ein wenig vor der Linie zum Stehen kommt. Allerdings sollte man schauen, ob Kontaktschleifen im Boden eingelassen sind. Sonst steht man ggf. ziemlich lange vor der Ampel..i
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