Ich muss dann doch noch mal was zum Thema evolutive Entwicklung sagen:
Richtig, die Zeit ist knapp, und es ist zuviel Zeit verloren worden, so dass ich auch lieber schon vorgestern weiterkommen würde.
Ob die heutigen Mobilitätsbedürfnisse über den Problemen stehen, die künftige Generationen damit haben werden, müssen wir nicht diskutieren. Das tun sie selbstverständlich nicht.
Aber Deine Forderungen wird man politisch weder heute noch in absehbarer Zukunft durchsetzen können.
Und auch die Technik entwickelt sich nicht sprunghaft weiter, so dass man, obs einem nun gefällt oder nicht, wird kleine Brötchen backen müssen. Allein schon das bedingt eine evolutive Entwicklung. Es gibt dazu keine Alternative. Auch, weil man kaum verkünden können wird, dass ab übermorgen alle Autos mit Euro1 oder weniger aus dem Verkehr gezogen werden. Sprich: Dafür ist gar nicht genug Kapital vorhanden. Das würde sehr viel Geld kosten, was einfach nicht vernünftig aufgetrieben werden kann. Man muss technische Einrichtungen einfach über eine vernünftige Zeitspanne amortisieren können... Also nach und nach erneuern.
Was mich stört ist folgendes: Wirtschaftlich und ethisch wäre es zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls nicht unvernünftig, mit E85 zu fahren, also den Benziner umzurüsten.
Allerdings gibt es Mechanismen, nämlich die Zulassungserfordernisse, die dieses Vorhaben nachhaltig blockieren.
Und die Industrie, die durchaus die Mittel dazu hätte, diese Hindernisse zu überwinden, hört lieber auf die Erdöllobby, als auf vernünftigere Stimmen. Entwicklungskosten sind nur begrenzt ein Argument, denn die sind auch bei Benzinmotoren unumgänglich, um die immer strengeren Abgasnormen erfüllen zu können. Und ich bezweifle, dass ein Flexifuel-Motor wesentlich teurer ist als ein normaler, was die entwicklungs, und Baukosten angeht.
Die elektronik muss nur marginal angepasst werden, und der Rest des Autos bleibt bei Umrüstungen in der Regel unangetastet, ist also bereits - mindestens bedingt - tauglich.
Man müsste bei Ethanolbetrieb im wesentlichen die Zündkennfelder und die Einspritzzeiten modifizieren. Bei einer Umrüstung werden ja sogar nur die Einspritzzeiten verlängert, während die Zündung unangetastet bleibt.
Das hat allerdings zur Folge, dass die höhere Oktanzahl nicht - oder nicht voll ausgenutzt werden kann. Bei E85 liegt diese bei mindestens 104, also weit über dem ach so Sagenhaften Shell V-Power. Würde man einen kompletten Motor für reinen E85-Betrieb optimiert konstruieren, könnte man also die Kompression erhöhen, und damit auch den Mehrverbrauch möglicherweise zum Teil aufwiegen, den der niedrigere Energiegehalt von Ethanol mit sich bringt. Auch die schlechteren Kaltstarteigenschaften könnte man besser beherrschen, wenn die Motorsteuerung darauf optimiert würde. Alles Komponenten, die bei neuen Abgasnormen so oder so nicht unangetastet bleiben, also keine Mehrkosten nach sich ziehen sollten.
Geändert von bluedog (06.10.2007 um 19:01 Uhr)
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