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Alt 30.07.2008, 18:15   #14
TBR
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@ bluedog: Du kannst mich beschimpfen, wie Du willst, es gibt physikalische Gesetze, die kannst auch Du nicht außer Kraft setzen. Und dazu gehören nun einmal die Beziehungen zwischen Kräften, Momenten, Drehzahlen, Leistungen, Getriebeübersetzungen und Fahrwiderständen. Das einzige, was in diesem Zusammenhang nicht physikalischen Gesetzen gehorcht, ist die eigene, subjektive Wahrnehmung. Deswegen ist sie auch subjektiv und nicht objektiv.

Ich habe mich ausdrücklich auf das Verhalten bei Kickdown bezogen, also auf Schaltvorgänge mit dem Ziel maximaler Beschleunigung. Diese Schaltvorgänge finden bei höheren Geschwindigkeiten statt, nicht beim Anfahren oder im Parkhaus. Bei geringen Geschwindigkeiten bietet der Wandler natürlich Vorteile. Dazu ist er ja auch da, sonst bräuchte man ihn nicht. Eine Momentenverstärkung um den Faktor 2 bis 3 erreicht der Wandler nur bei hohem Schlupf, also einer hohen Drehzahldifferenz zwischen Eingang und Ausgang, beispielsweise beim Anfahren, wo der Motor im Extremfall auch bis 3000/min drehen kann, obwohl die Räder noch stehen oder nur sehr langsam drehen. Deine Beobachtung im Parkhaus ist also vollkommen richtig, stand aber hier gar nicht zur Debatte.

Um 3000/min und darüber macht es eigener Erfahrung nach (wenn Du meine zugegebenermaßen langen Beiträge gelesen hättest, wäre Dir nicht entgangen, dass ich ebenfalls eine nicht gerade geringe Automatikerfahrung habe, insbesondere mit 4-Gang-Automaten, wie ich hinzufügen möchte) etwa einen Unterschied von 300-500/min, ob der Wandler aktiv oder überbrückt ist. Es ergibt sich also ein Schlupf von etwa 10-15% (bzw. ein Drehzahlfaktor von etwa 0,85-0,9), der Faktor der Drehmomentüberhöhung des Wandlers liegt dabei typischerweise im Bereich 1,0-1,1, falls er dann nicht über den Leitradfreilauf (sofern vorhanden) sowieso nur noch als Kupplung betrieben wird, die den Faktor 1 bietet. Stattdessen könnte man ihn also auch gleich mit einer Kupplung überbrücken, die einen höheren Wirkungsgrad hat. Hier mal ein Link zu einer "typischen" Wandlerkennlinie und umfassenden Erklärungen zum Thema: http://books.google.de/books?id=VwcE...sult#PPA258,M1

Ich habe niemals geschrieben, die Kupplung würde keine Kraft übertragen (es sei denn im vollkommen getrennten Zustand natürlich). Wäre das der Fall, hätte sie in einem Antriebsstrang nichts zu suchen, wo es doch gerade um Kraftübertragung geht. Völliger Nonsens. Ich habe nur geschrieben, dass sie das Motormoment nicht verstärken kann. Die Kupplung kann nur 0 bis 100% des Motormomentes übertragen. Der Wandler hingegen ist ein Getriebe und kann als solches das Moment bis zum Dreifachen verstärken, also bis zu 300% des eingeleiteten Moments abgeben, je nach Auslegung.

Dass ich einen wichtigen Unterschied zwischen Vollgas und Kickdown sehe, habe ich mehrfach deutlich betont. Ich halte ebenfalls nichts davon, wenn das Getriebe bei jedem Mal Vollgas geben (oder sogar schon viel früher) gleich bis in den kleinstmöglichen Gang zurückschaltet. Ein solches Verhalten nervt mich maßlos. Eben gerade, um diesen wichtigen Unterschied zwischen Vollgas und Kickdown auch technisch erkennbar zu machen, ist ein extra Schalter die einfachste und sicherste Lösung. Der Kickdownschalter ist nämlich so angebracht, dass er erst aktiviert wird, wenn das Gaspedal über die Vollgasstellung hinaus getreten wird. Da das mit einem spürbaren Widerstand verbunden ist, wissen nicht nur Motor und Getriebe, sondern auch der Fahrer, ob "nur" Vollgas gegeben oder der Kickdown aktiviert wird.

Ich könnte mir vorstellen, dass man den Kickdownfall auch anders erkennen kann (wie?). Aber das von Dir beschriebene Verhalten des Cuore lässt mich annehmen, dass ohne diesen Schalter die Erkennung des Unterschieds zwischen Kickdown und Vollgas eben nicht richtig funktioniert, dass zwar erkannt wird, ob man schnell oder langsam Vollgas gibt, das Getriebe dann mehr oder weniger (oder gar nicht) herunterschaltet, dass es aber keinen richtigen Kickdown gibt, der unabhängig von der Vorgeschichte und dem gerade aktivierten Fahrprogramm jederzeit die maximale Beschleunigung realisiert. Und genau dieses Fehlen einer fahrprogrammunabhängigen Kickdownschaltung würde mich vom Kauf eines solchen Autos abhalten.

Wenn ich zum Beispiel auf der Autobahn eine Steigung befahren will, dann soll das Getriebe möglichst im großen Gang bleiben, auch wenn ich Vollgas gebe, es sei denn, die Geschwindigkeit fällt besonders schnell oder stark ab. Der Motor gibt also alles, was er in diesem Drehzahlbereich kann, aber trotzdem bleibt die Drehzahl und damit das Lärmniveau niedrig. Wunderbar. Was mache ich aber, wenn ich dann genau an dieser Steigung wegen eines langsamen LKWs auf die linke Spur wechseln will und dafür maximal beschleunigen muss? Mehr als Vollgas geben kann ich beim Cuore offenbar nicht, und wenn ich das vorher langsam getan habe, das Getriebe also nicht heruntergeschaltet hat, bekomme ich es ums Verrecken nicht dazu, es später doch noch zu tun. Bei anderen Automatikautos habe ich dann über Vollgas hinaus noch den Kickdown, und wenn ich den aktiviere, schaltet das Getriebe dann auch maximal zurück, auch wenn ich vorher ganz bewusst im großen Gang mit Vollgas den Berg hinauf gefahren bin.

Ich bin lange genug Automatik gefahren (und fahre gelegentlich noch), um einschätzen zu können, dass ich solche oder ähnliche Situationen andauernd habe. Ohne separaten Kickdown ginge es (für mich) nicht. Ich fahre ausgesprochen gern Automatik, und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ein schlecht abgestimmtes Getriebe jede Fahrfreude ersticken kann. Das muss nichts mit dem Preis zu tun haben, das kann einem bei Autos passieren, die ein vielfaches eines Cuore kosten, nur dass es einen bei einem noch teureren Auto noch viel mehr ärgert. Dass Daihatsu-Automatikgetriebe offenbar eine Eigenart haben, die ich bisher gar nicht für möglich gehalten hätte, lässt mich weiterhin um so zufriedener mein Schaltgetriebe-Auto fahren, denn eine gute Schaltung ist für mich besser als eine schlechte Automatik.

@ alle: Ich würde gern noch andere Beobachtungen lesen. Ist es wirklich so, dass es keine Möglichkeit gibt, das Getriebe zum Ausdrehen der Gänge zu bewegen, wenn es gerade im Schonprogramm arbeitet, außer per manuellem Eingriff?

@ 25Plus: Danke für die konkreten Daten und Beispiele. Die fehlten mir, deshalb habe ich fiktive, nichtsdestotrotz durchaus realistische Zahlen genommen. Wo hast Du die Zahlen her? Gibt es da eventuell auch noch welche für andere Modelle? Die Hersteller geizen ja im Allgemeinen mit Informationen, wo sie nur können. Deshalb fällt es auch dem interessierten Laien oder dem Fachmann schwer, sein Fahrverhalten optimal auf das Auto abzustimmen, sei es nun zum Zweck bestmöglicher Fahrleistungen oder geringstmöglichen Verbrauchs, oder gar des Optimums aus beidem.

Grüße,
Thomas
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