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Alt 02.09.2008, 22:45   #19
bluedog
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Also zumindest beim Cuore L251 kann ich den einen Liter Mehrverbrauch nicht bestätigen. Meiner nimmt 6.5 bis 7l über alles. Stadtverkehr, überland und Autobahn mit teils heftigen Steigungen gemischt.

Generell gilt bei Wandlerautomatik: Je kleiner der Motor, umso auffälliger und grösser der Mehrverbrauch. Denn der Wandler frisst einiges an Leistung, also ist der Auslastungsgrad des Motors höher. Fällt umso mehr auf, als man mit einem kleinen Motor schnell mal auf Vollast ist, mit entsprechendem Verbrauch.
Bei grösseren Motoren hat man mehr Reserven, ist also viel seltener im Vollastbereich und auch im Leerlauf muss man zumindest nicht extra die Drehzahl erhöhen, wenn eine Fahrstufe anliegt, sondern kriegt die geforderte Mehrleistung durch leicht erhöhte Zylinderfüllung hin. Also fällt logischerweise bei grossen Motoren weniger Mehrverbrauch an. Erst recht, wenn man einen weiteren Effekt betrachtet, den die Wandlerautomatik mit sich bringt: Geht es leicht bergauf, oder verlangt der Verkehr um das Fahrzeug herum viel Aufmerksamkeit, oder man sucht einen Unbekannten Weg und ist dadurch abgelenkt, fährt man, wenn man selber schalten muss, eher in einem zu kleinen Gang und verbraucht dadurch mehr Sprit, als es sein müsste. Auch wechselnde Neigungsverhältnisse oder generell eine unsichere oder schaltfaule Fahrweise führen zu diesem Effekt.

Dagegen schaltet der Automat immer in die höchstmögliche Stufe und senkt so die Drehzahl und den Verbrauch. Dem Automat machts nämlich nichts aus, 50m weiter wieder herunterzuschalten. Der Fahrer der von Hand schaltet spart sich das aber und kommt über den zweiten oder dritten Gang nicht hinaus. Kommt dazu, dass der Automat keine Skrupel haben muss, von wegen Motor abwürgen. Im Zweifelsfall öffnet sich die Wandlerüberbrückung, und ein Abwürgen wird unmöglich, solange mit dem Motor alles in Ordnung ist. Je grösser nun der Motor wird, umso mehr Sprit verbläst man durch zu hochtourige Fahrweise. Spätestens bei einem Sechszylindermotor ab etwa 3l Hubraum kann eine gut programmierte Automatik sparsamer bewegt werden, als wenn man von Hand schalten würde... Wohlverstanden: KANN. Bei schwerem Gasfuss zieht man natürlich mit Automatik immer den kürzeren...

Ich würde also nicht so weit gehen, zu sagen, die Wandler von Daihatsu seien völlig veraltet. Ich denke einfach, dass es an der Kombination mit den kleinen Motoren liegt. Die brauchen relativ kurze Übersetzungen und müssen öfter mal den Wandler als Drehmmomentstütze verwenden. Das kostet Sprit. Würde man auf beides verzichten, würde das zu einem stark herabgesetzten Fahrkomfort führen, und die Wagen wären unverkäuflich. Zu lange Übersetzungen brächten mehr Schaltvorgänge und noch mehr Fahrzeit mit offenem Wandler, könnten also schnell zu einem Bumerang werden, was den Spritverbrauch angeht. Und wenn man versucht, das Problem durch mehr Fahrstufen zu beheben, wird das so schon schwere Getriebe noch schwerer und zudem teurer. Den Mehrpreis und das Mehrgewicht kann man aber bei einem Kleinstwagen nicht gebrauchen.
Die Alternativen: CVT-Getriebe oder automatisierte Schaltgetriebe. Beide sicher nicht billiger zu haben als ein Vierstufen-Wandlerautomat. CVT-Getriebe sind zudem in Europa schlecht akzeptiert. Und bei automatisierten Schaltgetrieben siehts auch nicht besser aus. Man denke an den (alten) Smart. Bergan nur mit Handbremse anfahrbar, lange Schaltpausen und bedenklich kurze Systemlebensdauer. So gesehen ist mir ein guter alter Wandler lieber. Kann gut sein, dass der am Ende sogar billiger kommt als ein automatisiertes Schaltgetriebe, trotz Mehrverbrauch. Denn den kann man über abertausende Km finanzieren, wenn das Getriebe dafür doppelt oder dreifach so lange lebt... Kommt noch dazu, selbst wenn beim automatisierten Schaltgetriebe alles perfekt läuft, und das System 200'000km durchhält, es ist aufgebaut wie ein manuelles Getriebe, also hält die Kupplung nicht ewig, umso weniger, als die Automatik öfter schalten wird, als wenn man selbst schalten würde...

Fazit: Die Wandlerautomatik ist zwar prinzipiell veraltet, aber im Zweifelsfall für einen Kleinstwagen, der nicht kosten soll, was ein grosser, der zuverlässig und komfortabel laufen soll, immer noch das Optimum. Und mehr als vier Stufen sind wohl aus Gewichts- und Kostengründen nicht drin.

Eine CVT oder eine (dann allerdings bis zum Schluss durchdachte!) automatisierte schaltgetriebevariante sind im nächsten Modell wohl unumgänglich. Dann aber im letzteren Fall bitte ein Schaltprogramm einbauen, das nicht mitten in der Kurve am Berg auskuppelt um herunterzuschalten, oder wenn, dann wenigstens zügig. Auch eine Rückrollsicherung ist Pflicht. Wenn schon MODERNE Automatik, dann solls doch kein mutwilliger Rückschritt gegenüber dem ach so veralteten Wandler sein! Zumal Subaru schon vor etlichen Jahren eine Berg-Anfahrhilfe sogar in den Handschaltern verbaut hat. Da konnte man das Bremspedal vor dem Anfahren einmal voll durchtreten, und dann mit Gas und Kupplung normal anfahren. Die Bremse wurde dann erst gelöst, wenn die Kupplung griff. Zurückrollen ausgeschlossen. Gespannfahrer werden es zu schätzen gewusst haben. Also ist eine Rückrollsicherung bei einer Automatik schlicht und einfach als Stand der Technik zu betrachten und auch im Interesse der Sicherheit strikte zu fordern. Zumal der Wandler derlei Probleme nicht kennt!
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik: Ausrangiert, leider!

Citroen C1 Automatik BJ 2011:

Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.

Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.
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