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Alt 05.06.2009, 22:25   #1
bluedog
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Standard Freude herrscht: Erster eigenhändiger Ölwechsel gelungen. Anleitung für DAMS

Endlich ist es mir gelungen, mir auch mal ein ganz klein wenig Geschraube zuzutrauen. Ich bin grad ziehmlich happy, dass ich meinen ersten Ölwechsel erfolgreich hinter mich gebracht habe.

Man braucht dazu eigentlich nur zwei Hände, einen Ölfilter, gute 2l frisches Motoröl, ein Auffangefäss fürs Altöl, welches flach genug ist, damits gut unters Auto passt, was um den Boden grossflächig abzudecken (ich hab ne alte geplättete Kartonkiste genommen), eine Rolle Küchenpapier zum Hände und alles andere ölige abzuwischen, Einen Kanister oder sonst ein geeignetes Gefäss, um das Altöl zur Entsorgungsstelle zu bringen, einen Trichter zum befüllen desselbigen und einen mit Vorteil gekröpften Schraubenschlüssel, der an die Ölablassschraube passt. Ich hab allerdings aus Komfortgründen zur Ratsche gegriffen. Die war sowieso schon vorhanden. Eine Taschenlampe erleichtert die Arbeit ungemein. Vor allem bei der Lecksuche am Schluss.

Was ich NICHT brauchte, aber da hatte, weils ein gutes, Sicheres Gefühl gibt, wenn man so wie ich vorher noch gar nie geschraubt hat:

Ölfilterschlüssel (Ist wie eigentlich erwartet immer noch originalverpackt)

Ablassschraubendichtungen

Was man wissen sollte: Schrauben löst man gegen den Urzeigersinn, und zieht sie im Uhrzeigersinn an. Gewinde leben mit diesem Hintergrundwissen länger, und man erspart sich vermutlich Muskelkater und schmerzende Gelenke.

Anleitung für DAMS (=Dümmster anzunehmender möchtegern-Schrauber) wie mich:

1. Man fahre den Wagen ein wenig warm. Ich war zuvor einkaufen. Der Motor braucht nicht richtig warm zu werden... (eigentlich war damit eine bessere Fliessfähigkeit des im Motor befindlichen Altöls intendiert, ich hab dann aber gemerkt, dass warmes Motoröl auf der Haut nicht unangenehm ist. Frage am Rande: Bin ich jetzt deshalb pervers?

2. Dann parke man den Wagen an jenem ebenen, bequemen Fleckchen Erde, wo man den Ölwechsel auszuführen plant.

3. Man steige aus, und vergesse dabei auf keinen Fall:

a) den Entriegelungszug für die Motorhaube zu betätigen

b) den Zündschlüssel abzuziehen und in der EIGENEN Hosentasche zu verstauen. Man möchte ja auf gar keinen Fall, dass der Motor ohne Öl gestartet wird.

4. Man mache sich auf den Weg, sämtliche unter "Man braucht dazu..." genannten Untensilien zusammenzusuchen. Motoröl und Ölfilter habe man zu diesem Zeitpunkt bereits vor Ort. (Falls nicht: Motorhaube wieder verriegeln, und ab zum Einkaufen! Noch ist Öl im Motor...)
Beeilen braucht man sich nicht sonderlich, es sei denn, man hat Lust, auszuprobieren, wie heiss Motoröl sein darf, bevor man sich daran die ungeschickten Pfötchen verbrennt...

5. Man öffne die Motorhaube, und Schraube den Öleinfülldeckel ab. Man lege ebendiesen dahin, wo man ihn zu gegebener Zeit wiederfinden könne. Ich habe mich für das schwarte Plastikteil entschieden, in dem auch die Einlassschlitze für die Lüftung sind, direkt unterhalb der Scheibenwischer. Mit dem sauberen Teil nach unten hinlegen. (Nur für den Fall, dass man nicht von selbst drauf kommt...)

6. Dann lege man das Bodenabdeckgerät (in meinem Fall eine geplättete Wellpappschachtel nicht unterdurchschnittlichen Ausmasses zwischen die Vorderräder auf den Boden.

7. Man nehme das Altölauffangefäss, und platziere es unter der MOTORölablasschraube. es ist diese jene im Mittelbereich leicht zur Beifahrerseite hin versetzt. Vorne vor der Schraube an der Ölwanne gibt es einen kleinen Knubbel nach unten. Man sehe hinter diesen.
Man verwechsle die Motorölablassschraube nicht mit der Getriebeölablassschaube. Die Getriebeölablassschraube befindet sich deutlich auf der Fahrerseite.

8. Man schraube die Ölablasschraube mit Werkzeughilfe soweit los, dass sie sich von Hand drehen lässt. Die ist ordentlich festgezogen. Besser, man müht sich nicht damit ab in die falsche Richtung zu drehen. Wenn man auf den Schraubenkopf schaut (worauf sollte man auch sonst schauen können), im GEGENUhrzeigersinn drehen, um die Schraube zu lösen.

9. Man kontrolliere nochmals, ob das Altölauffanggefäss wirklich dicht ist, und auch wirklich und tatsächlich schön unter die Schraube platziert wurde. Zudem ist jetzt die letzte Gelegenheit, sich über genügendes Fassungsvermögen des Gefässes Gedanken zu machen.
Sollte einer der zu prüfenden Punkte nicht zur allgemeinen Zufriedenheit ausfallen: Korrektur vornehmen. So ein Zustand ist nicht hinnehmbar, es sei denn, man lege Wert darauf, den Begriff "Ölpest" erfolgreich neu zu definieren. Diesfalls empfiehlt es sich allerdings, genügend Ölbindemittel und Zeit zum die Schweinerei wieder aufräumen vorrätig zu haben, gepaart mit mindestens einer halben Europalette Küchenpapier oder ähnlich wirksamen Putzutensilien. Ebenso empfielt es sich diesfalls, über genügend Verständnis seitens zuguckender Nachbarn oder zumindest des Grundsücksbesitzers verfügen zu können.

10. So man keine öligen Pfoten kriegen möchte, rufe man spätestens jetzt die Freundin zu Hilfe. Sollte einem etwas an der Beziehung bzw. gutem und reichlichem Sex liegen, empfiehlt es sich, alternativ auf den persönlichen Lakaien auszuweichen, oder sich höchstselbst der Armbanduhr und aller anderen Schmuck- und/oder Kleidungsstücke zu entledigen, die man an dem Unterarm trägt, welcher zu der Hand gehört, mit der man den nächsten Arbeitsschritt auszuführen gedenkt.

11. Man drehe die Ölablassschraube zügig komlett raus, und entferne noch in der gleichen Sekunde die Hand, samt Ölablasschraube und deren Dichtung aus dem Bereich des Ölablaufloches.

12. Man lege die Schraube samt Dichtung beiseite, möglichst ohne eine Ölspur vom Herkunftsort der Schraube bis zum Ablageort zu hinterlassen. Deren beseitigen ist andernfalls mitunter recht arbeitsintensiv.

13. Man suche sich einen Ablageort für die Schraube aus, der

a) nichts gegen einen Ölfleck einzuwenden hat, und das nicht nur, weil er die eventuellen Einwände nicht lauthals äussern kann,

b) auffällig genug ist, dass man die Ölablassschraube vor dem wiederbefüllen des Motors mit Öl nicht vergessen wird wieder einzuschrauben.

14.1. Man sehe, so man dazu Lust hat, dem Altöl beim ablaufen zu. Man beachte die mit zunehmender Zeitdauer des Drainagevorgangs zunehmend Gülleartige Farbe des Altöls. Einer der Gründe, weshalb es garantiert mumpitz ist, wenn irgendwo behauptet wird, man bräuchte keine oder nicht so viele Ölwechsel machen, wie das Handbuch vorschreibt.

14.2. Alternativ kann man sich auch schon mal den Ölfilter vornehmen.

15. Hierzu greife man im Bereich des Nummernschildes (welches dann allerdings nicht mittig montiert sein sollte) nach oben, stelle fest, dass es inzwischen ungefährlich ist, den Auspuff zu berühren, und suche darob erleichtert nach einem runden Ding, das sich ein Bisschen anfühlt, wie eine versiffte Gugelhopfform in Miniaturausgabe. Dieses ist der Ölfilter. Wer ihn auf diese weise nicht findet, muss sich mit Taschenlampe und entsprechenden Verrenkungen den Durchblick verschaffen. Alternativ ist hier wieder der Zeitpunkt gekommen, sich ggf. an die hilfreiche Freundin zu wenden. Die hat bestimmt einen Spiegel in der Handtasche. Diesen kann man ggf. Zum um die Ecke Gucken einsetzen.

16. Man vergewissere sich, dass der Bereich unter dem Auto unterhalb des Ölfilters nichts gegen einen Ölfleck einzuwenden hat. Idealerweise ist das Ölauffangefäss gross genug, um sowohl das fortwährende inkontinente Getröpfel aus dem Ölabflussloch wie auch das sanftwarme Altölpealing, dass sich gleich aus dem Losgeschraubten Ölfilter über die denselbigen festhaltende Hand sowie alles unterhalb ebendieser ergiessen wird, aufzufangen.

17. Nun, da man weiss, wo man hinfassen muss, und festgestellt hat, dass man inzwischen längst wüsste, wo man nicht hinfassen darf, falls Auspuff oder Motor noch zu heiss dazu wären, packe man am Ölfilter feste zu und drehe diesen wie eine normale Schraube los. Wer unter einer Ölphobie leidet oder schlicht keine öligen Pfoten will, steht auch hier wieder vor der schwierigen Entscheidung, ob dieser Part besser der Freundin oder dem persönlichen Lakaien zu überlassen sei. Zur Entscheidungshilfe siehe oben.

18. Man stelle spätestens jetzt fest, dass warmes Motoröl eine wohltuende Haptik hat.

19. Man lege den eben abgeschraubten Ölfilter - vorzugsweise mit der Öffnung nach oben - an einen Ort beiseite, der nichts gegen einen Ölfleck einzuwenden hätte, selbst wenn er sprechen könnte.

20. Man wische sich die ölige Hand an genügend Küchenpapier ab. Zudem beseitige man bei der Gelegenheit den noch flüssigen und somit leicht entfernbaren Anteil allfälliger Ölflecke, die im Ideallfall ausschliesslich auf dem Bedenabdeckgerät zu finden sind.

21. Dann greife man sich den neuen Ölfilter, und drehe ihn so, dass man die Öffnung samt Gummidichtung sehen kann.

22. Man kontrolliere den einwandfreien Sitz der Gummidichtung, sowie deren Zustand.

23. Man greife sich eine der eingekauften Ölflaschen und giesse einen bis zwei Fingerhüte voll (braucht nicht sonderlich genau abgemessen zu sein *g*) von dem Öl in den zu diesem Zweck umgedrehten Ölflaschendeckel.

24. Man tauche einen Finger (am einfachsten einen der Zeigefinger) in den ölgefüllten Ölflaschendeckel.
Wer unter einer Ölphobie leidet oder schlicht keine öligen Pfoten will, steht auch hier wieder vor der schwierigen Entscheidung, ob dieser Part besser der Freundin oder dem persönlichen Lakaien zu überlassen sei. Zur Entscheidungshilfe siehe oben.

25. Mit dem nunmehr am Finger haftenden Öl benetze man die Dichtung des neuen Ölfilters.

26. Man wische sich das Öl von der oder den Händen, damit man im übernächsten Schritt (Punkt 28.) kräftig und mit möglichst wenig Gleiteffekt zuzupacken im Stande ist.

27. Man greife sich den neuen Ölfilter, möglichst ohne in irgendwelches Öl zu fassen.

28. Man führe den neuen Ölfilter dahin, wo man den Vorgänger abgeschraubt hat. Die Taschenlampe und oder der Spiegel der Freundin können dabei helfen.

29. Man drehe ihn auf das Gewinde, ohne zu verkanten.

29.1. Man drehe dazu im Gegenurzeigersinn, bis man das typische tackern eines Schraubverschlusses hört, das dieser von sich gibt, wenn man versucht, ihn zuzuschrauben, dieses aber in der falschen Drehrichtung.

29.2. Unmittelbar auf das erste derartige Rumpeln wechsle man ganz locker und gefühlvoll die Drehrichtung.

30. Man drehe den Ölfilter im Uhrzeigersinn fest. Irgendwann wird man einen gut fühlbaren Widerstand bemerken. Dichtungskontakt.

31. Man drehe ab hier noch etwa eine dreivierteldrehung weiter. Man kann auch sagen, man drehe weiter, soweit es mit Kraft aber ohne Murks geht. Sofern man noch/wieder leicht ölige Finger hat, ist es fast unmöglich zu fest anzudrehen. ABER: Es braucht hier keinen Kraftakt. Entschlossen anschrauben reicht aus. Das Gewinde solls ja nicht nur diesmal überleben.

32. Man säubere die Gegend rund um den Ölfilteranschluss und darunter, um später eine allfällige Undichtigkeit besser erkennen zu können.

33. Man überzeuge sich, dass die Dichtung an der Ölablasschraube (Wo ist die denn nochmal gelandet? ) nicht zu mitgenommen aussieht.

34. Man schraube die Ölablasschraube wieder an ihren Platz. Auch hier keinen Kraftakt draus machen. Man merkt gut, wenn die Dichtung schlüssig anliegt, so dass sie dichten kann. Das soll sie für die nächsten 10'000 bis 15'000km tun (je nach Ölwechselintervall). Mehr ist nicht erforderlich. Das Gewinde soll es nicht nur diesmal überleben. Nur von Hand einschrauben reicht aber nicht.

35. Man greife sich die Ölflaschen, und fülle die gewünschte Menge Öl oben in den Öleinfülldeckel. Zwei Liter kann man blind einfüllen.

36. Dann einen Schluck drüber geben, und mit dem Ölpeilstab, den man vorher sauber abgewischt hat, mal nach dem Ölstand gucken. Falls nötig solange nachgiessen und zwischendurch den Peilstab befragen, bis der Ölstand bei der max.-Markierung steht.

37. Öleinfülldeckel zuschrauben.

38. Zundschlüssel aus seinem Versteck holen.

39. Motor Starten.

40. Gucken, ob irgendwelche ungewöhnlichen Warnlampen leuchten.

41.1. Falls ja: Motor sofort aus und Bedienungsanleitung solange studieren, bis man weiss, worüber sich die Elektronik beschwert. Anschliessend Fehler beheben oder beheben lassen.

41.2. Falls nein: Ölstand nach einer kleinen Weile erneut prüfen.

42. Falls Öl fehlt, nachfüllen. Ziel ist die max.-Markierung auf dem Ölpeilstab.

43. Motor ausschalten, nach belieben Zündschlüssel abziehen. Empfohlen wird, ihn abzuziehen.

44. Altöl aus dem Altölauffanggefäss in den Altölentsorgungstransportbehälter umfüllen. Extrapunkte gibt es für die erfolgreiche Verhinderung einer mittleren Ölpest.

45. Altölentsorgungstransportbehälter verschliessen

46. Altölauffanggefäss mit Küchenpapier solange gründlich auswischen, bis das Altölauffanggefäss sauber genug für die Aufbewahrung zum nächsten Gebrauch ist.

47. Altölentsorgungstransportbehälter sauberwischen

48. Alten Ölfilter auslaufsicher einlagern bis zur nächsten Entsorgungsgelegenheit.

49. Den noch flüssigen Anteil aller entstandenen Ölflecke, auch derer auf dem Ölfleckauffanggerät (Wellpappe o. ä.) aufwischen, ohne die Flecke dabei unnötig grösser zu machen.

50. Dreckiges Küchenpapier entsorgen

51. Ölfleckauffangerät und Werkzeug ordentlich verstauen. Evt. Ölfleckauffangerät entsorgen.

52. Kontrollblick: Der Werkplatz sollte aussehen, wie vor der Aktion.

53.1. Wenn nein: Weiter Aufräumen und putzen. Daran denken, dass ein Einsatz der Ölwehr o.ä. den Spareffekt zunichte machen würde...

53.2. Wenn ja: Freuen!

54. Stolz sein wie Oskar, ggf. jedoch spätestens jetzt einen ernsthaften Rettungsversuch bezüglich der Beziehung zur ölbesudelten Freundin unternehmen.
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik: Ausrangiert, leider!

Citroen C1 Automatik BJ 2011:

Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.

Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.
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