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Alt 08.08.2009, 11:54   #24
bluedog
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Danke für die Erläuterungen.

Klingt alles für mich soweit stimmig. Auch wenn ich ehrlichgesagt nicht so recht glauben mag, dass die Werte für die Gemischbildung über mehrere Tage hinweg gespeichert werden... Aber wie dem auch sei, eine Gewisse Gewöhnung an den Schnaps ist nicht von der Hand zu weisen. Erst einmal, weil ich eine inzwischen recht heftige Mischung problemlos fahre. Abgesehen von einem Beschleunigungsvermögen, das soviel zu wünschen übrig lässt, dass man ein solches Auto so niemals erfolgreich für Ethanolbetrieb verkaufen könnte, fällt im Fahrbetrieb nichts negativ auf. Allerdings: Hier kommt mir der Wandler zu gute, der dann eben im gleichen Gang bei gleicher Geschwindigkeit ein paar hundert umdrehungen mehr zulässt. Mit einem Handschalter würde man den Unterschied noch deutlicher merken müssen, denn damit fährt man ja normalerweise noch zusätzlich mit viel viel weniger Drehzahl, als die Automatik.

Anfänglich hatte ich schon bei kurz über 20% Schnaps im Tank fast noch heftigere Symptome bemerkt.

Was allerdings für eine "lernende" Motorsteuerung sprechen könnte: Auch bei zuweilen sehr heftigen Mischungen bisher noch keine Fehlermeldung! Wenn das so bleibt, werd ich mal irgendwann das Zeug mehr oder minder pur einfüllen, und sehen, wies läuft. Wenn das Fahrzeug fahrbar bleibt, und die Motorsteuerung sich nicht beschwert, werd ich dann auf den Stress mit dem Mischen verzichten.

Was auch in die gleiche Richtung deutet: Als ich auf dem Weg zum Treffen wieder auf Benzin (aus dem Normalbenzinhahn) umgestellt habe, weil ich erstens auch mal Vollgas fahren wollte, wenns schonmal erlaubt ist, und weil andererseits an Autobahntankstellen auch gar KEIN E85 verkauft wird, hörte sich der Motor wieder anders an. Das Motorgeräusch klang dann eher so, als würde der Motor wieder eher zu fett betrieben, und ein Zug am Gashebel, und wenns auch nur ganz leicht war, bewirkte sofort einen fast überwältigenden Vortrieb.

...Was mich dann wieder zu der Annahme führt, dass weniger die Motorelektronik sich umstellt, als dass sich vielmehr der Fahrer recht schnell umgewöhnt. Alles andere schiebe ich auf den Regelbereich fürs Gemisch und eine doch sehr grosse Fehlertoleranz der Elektronik, bevor es zu Fehlermeldungen kommt. Jedenfalls solange, wie allenfalls der Motor nur etwas zu mager läuft, sonst aber alles so funktioniert, wie das die Motorelektronik erwartet.

Staunen würd ich ja, wenn am Ende Rauskäme, dass ich E85 auch pur tanken kann, ohne dass sich die Elektronik beschwert. Wenn Du mit der "lernenden Gemischaufbereitung" Recht haben solltest, könnte das durchaus funktionieren, sofern man nicht schlagartig umstellt.

Übrigens gingen mir genau die gleichen Gedankengänge bezüglich Kat und Lambda-Regelung durch den Kopf, wie Du sie geschildert hast. Der Kat hat wohl eher was gegen ein zu fettes Gemisch, als gegen ein zu mageres. Wenn zu mager, darf man dann halt einfach nicht mehr erwarten, dass die Abgaswerte noch ganz genau stimmen.

Der Motor an sich verträgt auch ein Zu mageres Gemisch wohl nicht schlecht, eben aus der Überlegung heraus, dass man vor dem Zeitalter des Kat generell eher etwas magerere Gemische fuhr, und das auch gut ging.

Ich wusste das deswegen, weil meine Eltern solange ich mich zurückerinnern kann, immer Gebrauchtwagen fuhren. Und da man in der Schweiz bis etwa Mitte der Achziger Jahre genötigt war, sogar ab Werk verbaute Katalysatoren auszubauen, weil man die Autos MIT dem Kat nicht zugelassen bekam, Erinnere ich micht noch gut daran, als mein Vater den ersten Katalysatorwagen gebraucht kaufte. War dann zugleich der erste Einspritzer in der Familie... Ich erinnere mich noch vage an die Erklärungen des Händlers, dass der Kat etwas Leistung koste, und man mit einem etwas höheren Verbrauch zu rechnen habe, da für den Kat das Gemisch quasi künstlich angefettet werden müsse. Ausserdem solle man zum Anlassen, weil Einspritzer, in keinem Fall Gas geben...

Heisst im Klartext: Motoren ohne Kat laufen für heutige Verhältnisse zu mager. OHNE dass es dewegen mehr Motorschäden gegeben hätte.

Eine Frage drängte sich mir seither mit fortschreitendem Wissenstand immer mehr auf, ohne dass ich bis zum heutigen Tag eine schlüssige Erklärung dafür finden konnte: Warum braucht der Kat ein fetteres Gemisch? Nach allem was ich bisher weiss, wurde der Eingeführt, um aus dem Atemgift CO, welches im Abgas eben ohne Kat vorkommt, CO2 zu machen, das zwar ein Treibhausgas, aber an sich ungiftig ist, es sei denn, die Luft enthalte ein zigfaches zuviel davon.

Um aus CO CO2 zu machen, braucht man aber vor allem Sauerstoff. Fettet man nun aber das Gemisch an, so müsste meinem Verständnis nach eher MEHR CO entstehen, da dann im Verhältnis zum vorhandenen Brennstoff weniger Sauerstoff im Gemisch ist. Verbrennung unter Sauerstoffmangel führt aber meinem bescheidenen Grundverständnis von Chemie nach zu MEHR CO im Abgas. Also macht man eigentlich dem Kat nur noch mehr Arbeit, als der ohnehin schon hätte, wenn man das Gemisch anfettet.

Wie passt das mit der Tatsache zusammen, dass man extra wegen dem Kat das Gemisch anfetten muss???

Kann mir da einer auf die Sprünge helfen? Ich blicke da nicht durch!
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik: Ausrangiert, leider!

Citroen C1 Automatik BJ 2011:

Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.

Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.
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