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Alt 18.01.2010, 12:26   #11
bluedog
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@dirk V:

Versetz Dich doch einfach mal in die Lage des Herstellers: Der wird allein schon aus Kostengründen nichts abändern, was er nicht unbedingt abändern muss. Exakt das ist die Idee der Kostenreduktion durch Massenproduktion. Nur hohe Stückzahlen bringen Gewinn, bzw. können Verluste verhindern. Denk mal daran, wie weit das bei europäischen Herstellern getrieben wird. Da geht die Gleichteilepolitik so weit wie gerade noch möglich, ohne dass Kunden schaarenweise davonlaufen... Der Ford Ka ist bis auf Design und Federung identisch mit dem Fiat nuovo 500, Bei Saab steckt GM- bzw. Opeltechnik unter dem Blech. Geht soweit, dass sogar gleiche Schalter und Innenraumteile verbaut werden... Jaguar-Diesel stammen von Ford, Seat und Skoda sind (abgelegte) VW/Audi-Modelle, beim grössten Skoda erkennt man sogar mühelos das Audi-Design wieder...
Dacia ist in wirklichkeit ein Renault von vor etlichen Jahren...

Und nun vergegenwärtige Dir, dass in Japan Lohn- und Preisniveau auf oder gar über denen in D liegen. Damit die Kleinstwagen zu so günstigen Preisen anbieten können, die dafür auch noch um den halben Erdball geschippert werden müssen, muss überall gespart werden. Kommt dazu: Jedes einzelne Gleichteil spart Lagerkosten und vereinfacht die Logistik.

Wärst Du der Hersteller, würdest Du dann noch Änderungen vornehmen, die sich, weil geheim, nicht vermarkten lassen?

Ich würds nicht tun. Kostet nämlich Geld. Und wenn ich dann hier immer mal wieder von Modellvarianten, ja ganzen Modellfamilien lese, die nie in Europa auftauchen, dann wird klar, dass die meisten Unterschiede dadurch entstehen, dass der eine dies und der andere jenes Importiert. Man kann nun aber in Japan nur das einkaufen, was dort angeboten wird. Und gerade für (auf Europa bezogen) Nischenmarken wie Daihatsu wird man nicht mehr ändern als Notwendig. Das leuchtet jedenfalls dann ein, wenn man sich klar macht, dass allein die Form für ein Plastikteil millionenschwer sein kann. - Ein einziges Teil!

Dann: Andere Autohersteller verwenden wo immer möglich die gleiche Software in Fahrzeugkomponenten, und ändern auch da nur, was nicht anders geht. Abgewichen wird von diesem Grundsatz nur, wenn man daran verdienen kann. Beispielsweise sind VW für Brasilien längst alkoholtauglich. In Europa aber nicht. So kann man neue Modelle später mal als innovativ und modern darstellen, und dafür mehr Geld verlangen...

Würde man mehr als nötig ändern, würde das nur den Gewinn schmälern. Also beschränkt man Änderungen aufs nötigste.

So gesehen ist die Automatik, deren Wählhebel in Europa auf dem Mitteltunnel sitzt, kein Argument. Denn da man in Europa Rechtsverkehr hat, muss das Lenkrad sowieso auf die andere Seite. Das bedingt, bei den aktuellen Designs, zwingend ein anderes Armaturenbrett. Wollte man den Wählhebel beibehalten, müsste der auf die andere Seite des Lenkrads wandern, da man nirgends auf der Welt einen Schalt- oder Wählhebel fürs Getriebe auf der Einstiegsseite haben will. Durch den Seitenwechsel ist aber das Teil entweder verkehrt geformt, oder man muss die Schaltwege umkehren. Sowohl marketing- als auch sicherheitstechnisch suboptimal. Es muss also für Europa ohnehin ein Neuteil her. Da die Handschalter ohnehin den Schalthebel auf dem Mitteltunnel haben, bietet sich also der Platz auf dem Mitteltunnel an. Sowohl von der Karosse her, als auch von der Innenausstattung. Obendrein ist eine Sitzbank vorne in Europa ohnehin schwer durchzusetzen, allein schon wegen Sicherheitsstandards... (gab mal was dazu hier im Forum zu lesen...) Warum sollte man sich dann nicht gleich den Europäischen Herstellern anpassen? Ist dann auch gleich ein Vorteil im Markt, weil sich der Käufer in einem wichtigen Punkt nicht umzustellen braucht, wenn er am Steuer Platz nimmt.

Auf die Frontschürzen geh ich mal nicht ein. Das sind Teile, die ohnehin kaum von der Gleichteilepolitik betroffen sind. Denn wenn man da nichts ändert, ist es schnell mal das gleiche Auto... Bei verschiedenen Geschmckern oder gar Marken ganz unvorteilhaft. Stell Dir mal vor, ein Skoda sähe gleich aus wie ein VW... Da könnte VW gleich einpacken. Abgesehen davon, dass solche Änderungen oft tatsächlich dem Zielmarkt angepasst werden müssen. Stichwort TÜV oder NCAP-Crash-Test. Geht dann also so oder so nicht anders.
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik: Ausrangiert, leider!

Citroen C1 Automatik BJ 2011:

Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.

Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.
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