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Alt 01.05.2010, 14:23   #13
bluedog
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Ich seh das anderst,
Winterreifen sind für den Winter, bei Temperaturen jenseits der 30Grad (Hochsommer) blühen die Reifen aus, d.h. sie verlieren ihre Geschmeidigkeit. Somit taugt der Reifen auch im Winter nicht mehr.
Dass Reifen aushärten (ich hab noch nie Reifen blühen sehen, und schon gar nicht ausblühen!) liegt an der UV-Strahlung, und daran, dass Weichmacher ausdünsten, sich also verflüchtigen. Ersteres hat mit Sonneneinstrahlung zu tun, und letzteres NUR mit dem Zeitablauf.

Also schön sachte mit Halbwissen... Dafür, dass man ohne Probefahrt halbwegs einschätzen kann, ob ein Reifen noch was taugt, hat man Augen im Kopf, die einem Schäden feststellen lassen und erlauben zu sehen, ob noch genug Profil da ist. Des weiteren hat jeder Reifen eine DOT, die sein Produktionsdatum auf die Woche genau angibt. Sind die Reifen schon älter, haben sie allein deshalb schon viel weniger Grip. Der Unterschied, der sich daraus ergibt, ob die Reifen im Keller lagen oder montiert waren ist demgegenüber eher klein, und fällt erst in einem Alter ins Gewicht, bei dem man den Reifen vernünftigerweise so oder so entsorgt.

Das betrifft Sommerreifen genauso wie Winterreifen, und wenn man die Winterreifen abmontiert und dann einfach hinter dem Haus aufstapelt, wo die Sommersonne genauso heftig oder heftiger draufscheint, wie wenn sie montiert liesse, dann härten die Reifen genauso aus...

Viel schlagkräftiger ist Oshis Argument. Wenn schon mit dem Sicherheitsargument aufkommen, dann mit den harten Fakten. Nämlich genau denen, dass es im Ernstfall auf jeden Zentimeter ankommt. Und dann kommt man drauf, dass es bei Reifen auf den Preis zuletzt ankommt. DAS ist WIRKLICH das entscheidende Argument.

Wenn nun aber Leute dabei Komromisse machen wollen, um ein paar € zu sparen, sollen sie das tun. AKW-Betreiber lassen sich auch nicht ausschliesslich vom Sicherheitsgedanken leiten. Wenn die das dürfen, dann darf das auch Otto normal. Wenn er denn absolut will...

Hat man sich aber mal dafür entschieden, bei den Reifen zu sparen, dann MUSS der nächste Schritt der sein, wie man aus gegebenen Mitteln das beste herausholt. Und wenn man dann noch gute Winterreifen hat, keine Sommerreifen und keine Ganzjahresreifen, dann wärs schlicht Blödsinn, sich Ganjahresreifen zu kaufen, und die Winterreifen ungenutzt zu entsorgen. Würde man das tun, müsste man sich die Frage gefallen lassen, warum man dann nicht gleich Sommerreifen einkauft, und die Winterreifen nur im Winter fährt, und dann halt zu gegebener Zeit trotz gutem Profil aus Altersgründen entsorgt. Denn noch gute Winterreifen wegzuschmeissen wäre diesfalls einfach nur Geldvernichtung. Man kann Winterreifen im Sommer fahren, man darf Winterreifen im Sommer fahren, und das Argument mit dem kürzeren Bremsweg ist, hat man sich einmal entschieden nicht stur nach der Maxime "safety first" zu gehen (die zweifelsohne in einer Achtfachbereifung münden würde), auch relativ. Könnte ja auch sein, dass das Auto ab Werk schon nicht klassenbester bei den Bremswegen ist. Muss man sich in so einem Fall auch anpissen lassen, was einem denn eigentlich einfalle, so eine Todeskarre zu kaufen, wo doch Sicherheit oberstes Gebot sei, also das Beste gerade gut genug?

Ich finde nicht. Finanzielle Mittel sind ungleich verteilt, und auch Autos mit relativ schlechten Bremsen werden zugelassen. Will man dagegen was tun, warum lässt man dann erst deren Verkauf zu? Jedenfalls ist es schlicht unrecht, jemanden zu verurteilen, bloss weil ers nicht so dicke hat, dass er diskussions- und bedingungslos auf "safety first" setzen kann.

Es ist nun mal so, dass nicht alle das Beste zahlen können oder wollen. Das ist nicht strafbar, und das ist richtig so. Sonst werd ich auf der Stelle zum Ultrakommunisten, und verlange absolut für ALLE gleich viel Geld. Dann können wir wieder drüber diskutieren, ob was anderes als das allersicherste gut genug ist. Ich fürchte allerdings, dass lange vorher ein Bürgerkrieg ausbrechen würde, oder zumindest eine Gleichschaltung in anderen Lebensbereichen auch hingenommen werden müsste.

Langer Rede kurzer Sinn: Auf den längeren Bremsweg muss man sich halt einstellen, wenn man Winterreifen im Sommer fährt. So, wie man sich ohnehin auf jedes Fahrzeug einstellen muss. Einen beladenen Lieferwagen fährt man schliesslich vernünftigerweise auch anders als einen Porsche. Auch wenn bei beiden die bremstechnisch jeweils allerbesten Reifen montiert sind. Solche Differenzen müssen einfach erlaubt sein, solange Mindeststandards eingehalten werden. Wem das zu gefährlich ist, der ist in unserer Zeit generell lebensuntauglich. Denn: Wir leben NICHT in einer Planwirtschaft, in der Produkte, Gesinnungen und Menschen standardisiert werden, aus welchen Gründen auch immer. Und es geht nicht mehr ohne Technik. Technik birgt aber zwangsweise Gefahren... Am Ende der Schluss: Das ganze Leben ist und bleibt lebensgefährlich. Autofahren oder der Verkehr im Allgemeinen machen da nun mal keine Ausnahme. Selbst dann nicht, wenn wir um der kurzen Bremswege willen alle mit Gleiskettenfahrzeugen unterwegs sind, dabei Protektoranzüge und Helme tragen, uns angurten, in Watte packen, und für mehrere Millionen € pro Fahrzeug Fahrerassistenzsysteme, Notrufautomaten, technische Absicherungen und Rückfallebenen aller Art stecken - schlicht: alles nur vorstellbare tun, um Unfälle und Gefahren zu vermeiden und, wo das nicht gelingt, zu minimieren.
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Cuore L251 Bj 7/2003, Automatik: Ausrangiert, leider!

Citroen C1 Automatik BJ 2011:

Mofa: Dreirad auf Basis eines Amsler-Pony, Verbrauch Zweitaktgemisch: <3.5l/100km.

Das grosse Artensterben auf dieser Welt wird den Menschen erst bewusst werden, wenn schliesslich auch der Tiger im Tank ausstirbt.

Geändert von bluedog (01.05.2010 um 14:30 Uhr)
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