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Alt 20.10.2016, 12:20   #12
Nuri
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Blinzeln

Zitat:
Zitat von Robert74 Beitrag anzeigen
Nuri ich verstehe halt nicht warum du einerseits sagst es muss DER sein , andererseits machst du aber ein ganz anderes Auto drauß.


Soll ich die Geschichte nochmal erzählen?? Mach ich gerne.


Also,
dieses Auto war Teil der Fuhrpark eines Pflegedienstes (wo meine Freundin arbeitet). Es war das gehasste Kind der Belegschaft. Ein Auto, was belächelt, von innen versaut, von außen kaputt war. Es war das letzte Auto des alten Fuhrparks und stand seit über einem halben Jahr (angemeldet) auf der Wiese und sollte vom Schrotthändler abgeholt werden. Ich sage ja schonmal scherzhaft, dass ich den vor dem Abdecker gerettet habe. Und so war es auch. Der Wagen war eigentlich schon tot. Aber er war halt angemeldet, hatte noch ein Jahr TÜV. Zudem habe ich ihn geschenkt bekommen und ich brauchte ein zweites Auto.

Dieses Auto hat dann (erstmal) neue Bremsen und eine neue Lambdasonde erhalten und war danach wieder fahrbereit. Meine Freundin fand die ganze Aktion so toll, dass sie seitdem fortwährend von unserem Baby spricht und glänzende Augen bekommt, wenn es um den 1015 (so war die interne Fahrzeugnummer) ging. Ich hab den sauber gemacht und eine tolle Musikanlage eingebaut und wir hatten nicht nur eine Menge Spaß mit diesem Auto (der war ja ein Geschenk!) sondern haben auch viel Spott und Häme geerntet. Zudem kam hinzu, dass dieses Auto die absolute Abkehr von dem war, was ich in meiner zuvor zwölf Jahre geführten Ehe eingetrichtert bekommen habe. Ich stehe nunmal nicht auf *bling* *bling* und es ist mir in der Tat egal, ob ich ein altes oder ein neues Auto fahre. Und dieses Auto hat meine Sehnsucht nach einem normalen Leben ohne Protz und ohne "Mehr-Schein-Als-Sein" befriedigt. Niemand von den Kolleginnen meiner Freundin kontne nach der Innereinigung und der technischen Instandsetzung glauben, dass dies tatsächlich der alte 1015 ist (obwohl noch immer die Aufkleber des Pflegedienstes drauf kleben).
Und diese Leistung (etwas totgeglaubtes wieder auferleben zu lassen) hat mich Stolz gemacht, und meine Freundin auch. Und die blöden Sprüche und das belächelt werden (der ist doch Ingenieur, der kann sich doch ein besseres Auto leisten) haben mir den Ehrgeiz gegeben. Frei nach dem Dacia Slogan: Das Statussymbol für diejenigen, die kein Statussymbol brauchen.

Jeder andere Cuore würde einen Teil dieses Gefühles wieder aufleben lassen. Gar keine Frage.

Aber mein 1015 ist nunmal mein 1015. Pardon, es sollte heißen: UNSER

Der 1015 ist meine Therapie. Meine Medizin gegen Depressionen. Aber auch mein Sorgenkind.

Und allein diese Blicke, diese Kinnladen, die runter gehen, diese unglaublichen Gesichtsausdrücke machen es lohnenswert, diese Kiste am Leben zu lassen.

Natürlich freunde ich mich langsam mit dem Gedanken an, den Wagen endgültig abzugeben. Wenn es keinen Sinn mehr macht, macht es keinen Sinn. Doch sind wir noch nicht soweit....

Man kann aber nicht immer sofort loslassen.


Und jetzt kommen wir zu den realen Optionen, die ich habe: Der Neuaufbau.

Wenn er eine andere Farbe hat, lieber Robert, ist das für mich immer noch das selbe Auto. Es ist immer noch der 1015. Es ist nicht ein anderes Auto.

Wo kriegt der die Farbe her? Nicht von mir. Dazu bin ich nicht in der Lage. Und in Deutschland kann ich das auch nicht machen lassen (ich meine die Karosseriearbeiten). Ist schon schwierig genug jemanden zu finden, der handwerklich noch in der Lage ist Karosseriearbeiten zu machen. Dieser Jemand will für seine Fähigkeiten und Fertigkeiten dann auch entsprechen entlohnt werden.

Ich habe aber jemanden in der Familien, der das kann. Jemand, der aus zwei Autos eins zusammenbauen kann. Jemand der einen Kofferraum, der von einem LKW in den Innenraum geschoben worden ist, wieder herstellen kann.

Problem 1: Der sitzt 4000km weit weg.
Lösung 1: Ich fahre runter (war im Sommer 2016 auch so geplant).

Problem 2: Er braucht 3 Wochen, wenn das gut werden soll.
Lösung 2: Ich lasse das Auto dort stehen und fliege zurück (deswegen hatte die Aktion eigentlich auf nächstes Jahr verschoben).

Problem 3: Der TÜV kam dazwischen.
Lösung 3: Ich fahre das Auto innerhalb der 30-Tages-Frist und nicht erst im Sommer runter.

Problem 4: Ich muss das Auto innerhalb von 180 Tagen wieder aus der Türkei ausführen.
Lösung 4: Ich muss im Frühjahr das Auto wieder abholen (Sommerurlaub ade).

Problem 5: Ich mache mich auf der Rückfahrt strafbar (obgleich das Auto dann wieder verkehrstauglich sein wird).
Lösung 5: Hoffnung, dass mich auf dem Weg von Passau nach Düren keine Polizei auf der Autobahn erwischt. Im Ausland interessiert das (hoffentlich) niemanden.

Problem 6: Hin- und Rückfahrt + 2 Flugtickets
Lösung 6: Geld (was ich eigentlich nicht hab)

Problem 7: Ich weiß noch nicht genau, ob das Auto tatsächlich instandsetzbar ist.
Lösung 7: Gute Dokumentation und Besprechung der Lage mit meinem Cousin.

Problem 8: Ich weiß nicht, ob ich danach glücklich sein werde.
Lösung 8: Allein schon der Gedanke, all denen, die nicht an mich glauben, gezeigt zu haben, dass es geht, beflügelt mich und spornt mich an etwas Unglaubliches zu schaffen.

Was will ich damit sagen??
Ich will damit sagen, dass ich kein Idiot bin. Ich mache mir Gedanken darüber, ob ein Vorhaben machbar ist oder nicht. Aber ich schere mich nicht darum, was andere darüber denken. Ich ärgere mich darüber. OK, Punkt für Dich. Aber ich mach das, was ich mir in den Kopf setze. Zumindest, wenn ich weiß, dass ich das auch schaffe.


Das waren jetzt viele Einblicke in meine (Gefühls-) Welt. Hoffe, das ganze Thema und meine emotionalen Ausfälle sind nun ein wenig deutlicher.
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